Tag 19, Reykjavík

Reykjavík – die Hauptstadt Islands ist der nächste Halt der Reise nach Bern. Auf den vorgelagerten Inseln leben Papageientaucher. Die putzigen Kerlchen teilen sich die Aufzucht der Jungvögel: Beide Partner brüten, füttern und beschützen den Nachwuchs zu gleichen Teilen.

Ob sich Island von den Papageientauchern inspirieren liess, ist nicht überliefert. In der Tat kennt das Land aber ebenso eine Elternzeit zu gleichen Teilen. Jeweils drei Monate sind für die Mutter und drei Monate für den Vater reserviert, drei weitere aufteilbar. Grund für die Einführung im Jahr 2000 waren liberale und wirtschaftliche Gründe: die mangelnde Chancengleichheit, aber auch die Befürchtung des Arbeitgeberverbandes, dass mangelnde Gendergerechtigkeit dem Arbeitsmarkt wertvolle Ressourcen entziehen könnten, wenn gut ausgebildete Frauen Windeln wechselten anstatt dem Arbeitsmarkt zur Verfügung zu stehen.

Heute beziehen 97% der isländischen Väter Elternzeit und teilen sich auch danach bezahlten Erwerb und unbezahlte Arbeit viel fairer und ausgeglichener mit ihren Partnerinnen auf. Kein Wunder schwingt Island regelmässig in internationalen Gleichstellungsratings oben aus.

Die Schweizer Politik diskutiert derweil, ob sie den einen Tag Vaterschaftsurlaub auf zehn Tage erhöhen will. Die Diskussion scheint wie aus der Zeit gefallen. Oder um es in den Worten der ersten Bundesrätin, Elisabeth Kopp, zu sagen: «Man kann nicht ein bisschen gleichgestellt sein. Entweder man ist es, oder man ist es nicht».

Auch in der Schweiz ist es Zeit für eine Elternzeit zu gleichen Teilen.

Mit einem neu zusammengesetzten Parlament kann das möglich werden. Danke für deine Unterstützung.